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Sportgerichtsverhandlung

Soeben auf Osthessen-Sport erschienen: Bad Hersfeld (vg) – Es war bereits nach Mitternacht, als Wilfried Olschewski, Vorsitzender des Kreissportgerichts Hersfeld-Rotenburg, nach über fünfstündiger Verhandlung im Falle des „Eklat-Spiels“ der Fußball-Kreisoberliga Nord zwischen Rotenburg und Unterhaun das Urteil verkündete: Beiden Vereinen werden in der laufenden Meisterschaftsrunde drei Punkte abgezogen, eine Geldstrafe von je 600 Euro wurde verhängt. Diese kann jedoch bei erfolgreicher Arbeit mit den Mediatoren des Hessischen Fußball-Verbandes, Anne Wilmers und Michael Rudolph, die bereits bei der Verhandlung vor Ort waren, auf 200 Euro reduziert werden. Kurios: Die eigentlich größte Frage des Abends, ob Rotenburgs Trainer Michael Dick bei den Ausschreitungen selbst handgreiflich geworden ist, wurde nicht abschließend geklärt. Doch der Reihe nach: Am 6. September standen sich die beiden Teams im Meisterschaftsspiel in Rotenburg gegenüber. Der heimische SVR siegte schließlich mit 3:2, doch nach der sehenswerten Partie überschlugen sich die Ereignisse. Angefangen hatte alles wohl bereits auf dem Feld, als Rotenburgs Jan Holzhauer während den 90 Minuten immer wieder kleinere Fouls wegstecken musste. Laut Unterhaunern habe er sich jedoch „bei jeder Möglichkeit fallen gelassen“. Nach dem Schlusspfiff jubelte Holzhauer nun etwas zu überschwänglich in Richtung der Unterhauner Ersatzbank, Spielführer Timo Lorenz fühlte sich provoziert und stellte sich vor Holzhauer auf. Nun habe er den Rotenburger zu Boden geschubst, gab Lorenz zu. Daraufhin eskalierte die Situation für kurze Zeit, über die Dauer waren sich alle Beteiligten jedoch uneinig. Jedenfalls soll nach dem Schubser gegen Holzhauer Rotenburgs Trainer Michael Dick auf Lorenz zugestürmt sein und ihm einen Schlag auf die rechte Kinnseite gegeben haben, woraufhin der Unterhauner zu Boden ging: „Ich habe Herrn Dick zweifelsfrei erkannt“, gab Lorenz zu Protokoll, kam jedoch ins Straucheln, als ihm Olschewski Bilder des Handgemenges zeigte. Ein Fotograf der Nordhessischen Tageszeitung HNA hatte dem Kreisrechtswart Aufnahmen zur Verfügung gestellt, auf denen Dick zum Zeitpunkt des Zu-Boden-Gehens drei Meter entfernt von Lorenz stand. Allerdings befand sich in nächster Nähe Rotenburgs Physiotherapeut Ulf Quägber – und das, mit Ausnahme von Dicks markanter dunklen Brille, im identischen Outfit. Da Quägber nun auch einräumte, dass er Lorenz, der nachher mit einer Platzwunde am Kinn noch von ihm selbst behandelt wurde, getroffen haben könnte („Ich kann definitiv sagen, dass es kein gezielter Schlag war“), war für das Sportgericht mit Norbert Vollmar als stellvertretendem Kreisrechtswart und Kreisoberliga-Einzelrichter Hans-Jürgen Wehner zunächst bewiesen, dass Dick Lorenz nicht geschlagen habe. Dann jedoch wieder eine kleine Wende: Nachdem bereits 15 Zeugen vernommen worden waren, erklärte Unterhauns Vorsitzender Horst Schade als Befragter ganz klar, dass er gesehen habe, wie der Coach Lorenz geschlagen habe. Die Reihenfolge der Bilder sei vertauscht worden, wodurch diese nicht mehr als Beweis genutzt werden könnten. Dieser Aussage schlossen sich nun auch lautstark die bereits Befragten Unterhauner an und das Sportgericht versprach der Korrektheit halber, dass die Fotos noch einmal überprüft werden: „Sollte die Reihenfolge, in der ich die Bilder habe, richtig sein, wird Herr Quägber die Strafe erhalten, sollte sie falsch sein, dann bekommt sie Herr Dick“, erklärte Olschewski abschließend. Dick oder Rotenburgs Physiotherapeut bekommen für zwei Monate Platzverbot und das Verbot der Ausübung ihrer Vereinstätigkeit. Im Zusammenhang mit dem Eingreifen Quägbers kam schließlich auch zum Tragen, dass dieser den Rotenburger Spieler Mohammed Negash schützen wollte, der eine Situation weiter gerade von Unterhauns Spieler Oliver Stein, der an diesem Tag nur Zuschauer war, einen Schlag ins Gesicht erhalten hatte. Den Angriff gab Stein schließlich auch zu, er und Negash hatten sich jedoch bereits nach dem Spiel wieder versöhnt. Stein wird nun aufgrund einer Tätlichkeit für acht Pflichtspiele gesperrt. Einen kleinen bitteren Nachgeschmack hatte jedoch auch diese Randgeschichte: Negash, der aufgrund seiner dunklen Hautfarbe bereits schon einmal schlechte Erfahrungen im Zusammenhang mit einem Spiel gegen Unterhaun gemacht hatte, soll auch an diesem Tag rassistisch beleidigt worden sein. Woher die Beschimpfungen kamen, ist jedoch nicht bekannt. Weiterhin musste sich Unterhauns Spieler Jörn Lidzba dem Vorwurf stellen, dem am Boden liegenden Jan Holzhauer getreten zu haben. Anhand des Bildmaterials konnte er jedoch entlastet werden. Freigesprochen wurde auch Lorenz, auf den aufgrund des Schubsers eigentlich zwei Spiele Sperre gewartet hätten. Da sich allerdings auch Rotenburgs Zweite-Mannschaft-Spieler Aphram Aphram eine Unsportlichkeit zu Schulden kommen lassen hat, wurden beide Strafen nicht verhängt. Die Punktabzüge seien die Folge daraus, dass beide Teams zur Rudelbildung, an der letztlich 50 Personen beteiligt waren, beigetragen hätten. Rotenburg hätte dabei jedoch auch nicht genug Platzordner auf dem Gelände gehabt. Beide Vereine haben nun sieben Tage lang Zeit, Berufung gegen das Urteil einzulegen, in den kommenden Tagen wird eine Entscheidung bezüglich der Korrektheit der Fotoreihenfolge erwartet. Insgesamt hatte sich das Sportgericht über eine Stunde zur Beratung zurückgezogen, rund 50 Personen hatten gespannt auf das Urteil im Bad Hersfelder Lokal „Am Klosterbrunnen“ gewartet.

1 Kommentare

Dieter Kollmann | kein Datum vermerkt

Ich bitte im Interesse unseres Vereins, sich mit Kommentaren zur gestrigen Verhandlung an dieser Stelle zurück zu halten. Wir werden kurzfristig im Vorstand beraten, ob und wie der Verein bezüglich des Urteils weiter vorgeht. Meinungen können dann an anderer Stelle kund getan werden.

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